Kommunale Galerie

Zeitgenössische Fotografie als Schwerpunkt

Seit 2001 präsentiert das Kulturamt Fotografie-Ausstellungen in seinen Räumen. In drei Ausstellungen pro Jahr, werden Werke aus den Bereichen Künstlerische Fotografie, Trends und Arbeiten aus dem Berufsfeld oder Arbeiten aus der Fotograf*innenausbildung in Handwerk und Studium ausgestellt, die die unterschiedlichen Facetten zeitgenössischer, professioneller Fotografie zeigen. So dient die Kommunale Galerie im Amerikahaus als Ort für Ästhetik und (Nachwuchs-)Förderung der Bielefelder Fotograf*innen und gleichsam als Ort für Diskurs und Begegnung für ein interessiertes Publikum.

Einfach hereinspaziert und einen Blick riskiert – ein Bild sagt mehr als tausend Worte…

(Copyright Diether Münzberg)

Die spektakulären farbfotografischen Panorama-Aufnahmen des Bielefelder Fotografen Diether Münzberg vermitteln eindrucksvoll, wie sich der Strukturwandel bereits Mitte der 1980er Jahre in die Innenstädte, Wohnviertel, Universitäten, Zechengelände und die durch den Verkehr zerschnittene Landschaft des Ruhrgebiets eingeschrieben hat. Die Panoramen bieten auf einen Blick eine faszinierende 180-Grad-Sicht, zu der das menschliche Auge nur durch eine Kopfdrehung fähig ist. Diether Münzberg verwendete eine ALPA-Rotokamera 6070, die sich um 360 oder 180 Grad dreht und das mitlaufende Negativ belichtet.

Ursprünglich entstanden die Aufnahmen 1986 für ein Kalenderprojekt der Ruhrkohle AG in Zusammenarbeit mit der Fotografischen Sammlung, Museum Folkwang, Essen. 2015 wurden sämtliche Fotografien, die Diether Münzberg von 1976 bis 1987 im Ruhrgebiet erstellt hatte, in das Fotoarchiv des Ruhr-Museums aufgenommen, ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Diether Münzberg, geboren 1946 in Duisburg, studierte Fotografie an der Werkkunstschule Köln bei Arno Jansen und an der Fachhochschule Bielefeld bei Gottfried Jäger. Ab 1982 unterrichtete er Fotografie und historische fotografische Verfahren. Er erhielt 1998 eine Honorarprofessur an der FH Bielefeld und 2005 eine ordentliche Professur für Visuelle Medien an der privaten Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Bielefeld. Seit 1985 nimmt er an Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland teil.

Die Ausstellung läuft bis zum 19.01.2024

Die Bielefelder Fotografin Kyungwon Shin begleitet und porträtiert seit 2009 in unterschiedlichen Langzeitprojekten Menschen in prekären Lebenslagen und Sozialräumen, die stark durch Drogen- und Alkoholsucht gekennzeichnet sind. In der Ausstellung »Flowers«, welche die verschiedenen Projekte bündelt, nimmt die Fotografin die Besucher*innen mit an unterschiedliche Bielefelder Orte, die sonst gemieden, verpönt und vom normalen Leben abgegrenzt werden, wie u. a. die »Tüte« am Hauptbahnhof. Die Fotografin bedient sich dabei den Mitteln der Sozialdokumentation, der nicht-teilnehmenden Beobachtung und der Porträtfotografie. Daraus gewinnt Shin die Möglichkeit, die biografischen Geschichten und Lebenswelten der begleiteten Menschen zu entfalten, ohne den Klischees typischer Drogenabhängiger zu bedienen. Bei aller Distanz, die das Medium der Fotografie zwischen Fotografin und Porträtierter/m schafft, begegnet Kyungwon Shin ihrem Gegenüber auf Augenhöhe und schafft so eine intime, sensible und persönliche Annäherung an Menschen in fragilen Lebenslagen im Abseits der Gesellschaft, obwohl gleichzeitig mittendrin im Stadtbild.

Kyungwon Shin, geboren und aufgewachsen in Südkorea, studierte Fotografie an der FH Bielefeld. Sie lebt und arbeitet als selbstständige Künstlerin und Fotografin in Bielefeld.

Die Ausstellung läuft bis zum 29. September 2023 und ist werktags von 10 – 17 Uhr geöffnet. 

 

Kaum ein Land ist so faszinierend. Dem geheimnisvollen Bann seiner Landschaften, seiner Weite, seiner geradezu kompromisslosen Ehrlichkeit und der allem innewohnenden Kraft der Natur kann man sich nur schwer entziehen – einer Faszination aus dem Stelldichein von Feuer und Eis, Stein und Moos, Wasser und Wind. Island ist wunderbar – und sensibel. Es mag überraschen, dass dieses Land in seiner kargen und zuweilen unwirtlichen Schroffheit nach einem sehr behutsamen Umgang verlangt, wenn seine Schönheit den Ansturm von Reisenden überdauern soll. Denn der Tourismus hat in den letzten Jahren enorm zugenommen und ist mittlerweile der größte Devisenbringer.

Der Fotograf Klaus-Henning Groth hat sich diesem Land, dessen Einwohnerzahl etwa der von Bielefeld entspricht, in mehreren Reisen mit Achtsamkeit und Sensibilität genähert. Seine ausdrucksstarken und ruhigen Bilder in schwarz-weiß porträtieren das Land in zuweilen überraschenden Blickwinkeln und Details. Klaus-Henning Groth, geboren in der Nähe von Plön, lebt und arbeitet in Bielefeld. Nach einer Ausbildung zum Landschaftsplaner ist er nun als Berater aktiv. Mit der Fotografie hat er sich ein zweites Standbein aufgebaut.

Wie haben Singer-Songwriter*innen die Zeit erlebt, in denen es ihnen unmöglich war, aufzutreten und das zu tun, was sie lieben? Der Bielefelder Fotograf Jens Fricke ist dieser Frage mit fotografischen Portraits nachgegangen. Dabei entstanden persönliche Momentaufnahmen, Songs und Statements von MusikerInnen aus Bielefeld, Frankreich, Australien und den USA. In der Ausstellung sind lokale KünstlerInnen zu sehen, aber auch international bekannte und erfolgreiche Singer-SongwriterInnen wie Nina Attal, Clare Bowen oder Tony Arata. Jedem Portrait ist eine persönliche, handgeschriebene Aussage zugeordnet. In dieser beschreiben die MusikerInnen ihre Emotionen und Gedanken zu der Zeit, in der sich ihre Kunst nur in einem Vakuum abspielte. Wer mag, kann die visuelle Aufarbeitung auch akustisch erleben, es sich auf Sitzmöbeln in kleinen Kojen gemütlich machen und in die Songs der Portraitierten hineinhören.

Jens Fricke hat sich vor allem in der internationalen Singer-Songwriter- und Country-Musikszene als Konzert- und Portraitfotograf einen Namen gemacht. Geboren in Herford lebt und arbeitet er heute als Grafik-Designer und Fotograf in Bielefeld.

www.jensfrickephotography.com

 

Die fotografischen Arbeiten von Christine Halm weisen meistens einen dokumentarischen Aspekt auf, öffnen diesen aber auch auf situationsunabhängige Allgemeingültigkeit. Bei vielen spielen Flucht, Vertreibung und Krieg im Hintergrund eine Rolle und werden in Bezug zur eigenen Biografie und die der Betrachtenden gesetzt. Häufig geht es um die Auswirkung von transgenerationellen Verletzungen, Einsamkeit und Depression, bedingt u.a. durch Kriegstraumata und Flucht.

Die in der Zeit von 2014 bis 2023 entstandenen Fotos erscheinen durch ihre künstlerische Bearbeitung zum Teil wie in Trance entstanden. In kryptomnestischen Bildern leuchten Stationen einer Fahrt durch unwägbare Vergangenheiten, Orte und Erlebnisse auf.

Die Ausstellung Halms zeigt Bilder aus den Fotosequenzen: „Eine Zugreise nach Nettuno“ (2020), „Göttinnen“ (2016), „Irreal“ (2019), „ZWANZIG von Einer“ (2019-2021), „Töchter“ (2022), „Städte“ (2023) und surrealistische Illustrationen (2023) zu ihrem Buchprojekt „Klara und die Welt der Töne“.

Christine Halm, geboren in Freiberg/Sachsen, Fotografin und Literatin, ist seit 2016 im Vorstand des Künstlerinnenforums- Bi- OWL e.V. und seit 2021 erste Vorsitzende dieses Vereins.

© Christine Halm